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• Christoph Gerlach (für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung), 22.06.2001:

 

Wo hat man so was schon gehört?

Elias Betz bringt die Michaaliskirche zum tönen

Ein glockenschwerer Gong schwingt, die ersten Töne suchen sich zaghaft einen "Eingang" in den Raum, erfüllen ihn langsam im Gehen, dröhnen, klingen, scheppern, schwirren und hallen schließlich lange aus. Elias Betz hat die zahlreichen Hörer am Donnerstagabend auf den Raum der Michaeliskirche eingestimmt. Warm schiebt sich das Xylophon von der Westempore durch die Seitenschiffe, verwebt sich in gleiche dichte und farbenreiche Muster, wie sie in der Decke zu sehen sind. Wie die Wellenranken pulsieren minimalistische Rhythmusfiguren, die fortwährend nachdrängen. Dreiviertelfiguren hängen sich in den Stützenwechsel des Langhauses. Schließlich fühlt man sich inmitten eines "Holzrund".
Im "Übergang" ein Gehen und Atmen und Hören. In der Ostvierung hängen Gongs. Das Blech erklingt, Obertöne kommen überraschend wie von hinten, der Raum schwingt, brummt. Verzerrtes Schwirren, ruhige Töne wie Herzschlagen und Arpeggien bilden „Überlagerungen" in einem Klangreichtum, den man den geschmiedeten Blechen nie zutraut. Klare Töne paaren sich mit Schnalzen und Gluckern aus Holzglocken zu treibenden Rhythmen, die Betz auf Knieen schlägt.
Seinen „Schritten folgend" werden die Zuhörer plötzlich aus meditativer Ruhe gerissen. Dröhnende Schläge auf der großen Trommel knallen wie Explosionen, formieren sich um zu einem furiosen Stepptanz, - dam Schluß. Radierte
Töne bilden das Grundgerüst für gesungene Obertöne: Oktav, Quinte, Quarte und noch weiter. Alle Obertöne sind im Grundklang enthalten. Sie entsprechen den Zahlenverhältnissen 1:2:3, somit den Arkadengeschossen der Engelschöre in den Querhausern der Michaeliskirche. „Immer weiter* führen uns Intervalle und Schwebungen zurück bis an den Anfang der Musik.
In Zeitlupe schwingen die großen Schlägel, schichten und stellen Klänge in den Raum, verbinden sich mit dem vergehenden Licht des längsten Tages im Jahr und sinken in einem „großen Kreis" auf den Boden. Man beginnt die Kühle zu merken. Zum "Ausgang" erklingt eine kleine Schale. Das Schwingen ist nicht zu orten. Wie Uhrglocken wandelt es den Raum in Zeit und die Zeit wieder in Klang. Das Metrum der Zeit löst sich auf, als wäre alles nur ein Haschen nach "Windhauch".
Fasziniert von der Deutlichkeit, mit der sich Klang und Raum verbinden können, mit der Musik und Architektur sich entsprechen können, bleibt vor dem langen Applaus minutenlanges Schweigen. Für seine Kompositionen "Tänze ums tönende Erz" kann der 38jährige Elias Betz aus Heidelberg kaum eine bessere Verbindung von Zeitpunkt und Raum finden.